Es gibt Bräuche, die lernst du nicht aus Büchern – du wächst mit ihnen auf. Wenn in Österreich die Tage kürzer werden, die Luft eisig ist und sich die Österreicher mit Glühwein wärmen, beginnt eine Zeit, die sich tief in unsere Kultur eingebrannt hat: die Welt des Krampus und Perchtenläufe.
Doch was steckt hinter diesen wilden, furchteinflößenden Gestalten und warum lassen sich in Österreich tausende Zuschauer gern jährlich auspeitschen?
Was ist die Geschichte des Krampus?
Ursprünge des Krampus – Seine Geschichte
Bevor du mitten in einem tobenden Krampuslauf stehst, ist es interessant zu wissen, wer dieser Krampus überhaupt ist.
Historisch begleitet er am 5. Dezember den heiligen Nikolaus – als bedrohlicher Gegenpart, ausgestattet mit Hörnern, zotteligem Fell und einer Rute. In alten Geschichten, und sogar bei mir Zuhause hieß es stets: “Wenn du nicht brav bist, holt dich der Krampus.”
„Warst du brav mein Kind?“
Die Figur geht wahrscheinlich auf heidnische Winterrituale zurück, bei denen Lärm und schreckliche Masken die bösen Geister vertreiben sollten. Erst später wurde er zum offiziellen Partner des Nikolaus – gut und böse in einem Duo vereint.
Während der Nikolaus Süßigkeiten verteilt, sorgt der Krampus für den nötigen Respekt. Ich gebe es zu, als Kind verstand ich es damals wirklich nur schwer, weshalb der Nikolaus immer nur mit dem Krampus zusammen in unser Haus kam.
Heutzutage stehe ich jedoch freiwillig, und mit einem breiten Grinser, in der ersten Reihe, wenn ein Krampuslauf oder ein Perchtenlauf vorbeizieht. Dieses Gefühl, wenn die Erde unter den schweren Stiefeln bebt, die Schellen klingen und dir ein riesiger Fellkerl mit Hörnern entgegenstampft – das vergisst du nie.
Krampus vs. Perchten – Ähnlich, aber nicht gleich
Obwohl sie oft verwechselt werden, gibt es Unterschiede:
- Krampus → gehört zur Adventzeit; aktiv rund um den 5. & 6. Dezember
- Perchten → gehören zu den Raunächten; aktiv zwischen Weihnachten und 6. Jänner
Beim Perchtenlauf geht es weniger um Bestrafung und mehr um das symbolische Vertreiben der Wintergeister. Dennoch tragen auch Perchten furchterregende Masken und schwere Felle und wirken auf den ersten Blick wie Verwandte des Krampus.
Wie läuft ein Krampuslauf ab?
Ich selbst (als gebürtige Österreicherin) habe schon viele Krampusläufe und Perchtenläufe erlebt – von Oberösterreich bis tief hinein in die Alpenregionen. Und glaub mir: In der ersten Reihe zu stehen ist ein ganz eigener Nervenkitzel.
Perchtenlauf Steiermark – Authentisch, laut, brutal
Ein Krampus- oder Perchtenlauf beginnt meist schon lange vor dem eigentlichen Start: Man kommt etwa eine Stunde vorher, um einen guten Platz an der Absperrung zu bekommen. Während man wartet, gibt es Durchsagen über Lautsprecher – wir holen uns in der Zeit meistens einen Glühwein.
Wenn der Lauf dann endlich startet, wird es schlagartig laut. Die ersten Gestalten tauchen auf: furchterregende Masken, zottelige Felle, scheppernde Glocken.
Unterschiedliche Perchten- und Krampusvereine ziehen durch die abgesperrten Straßen, oft wild gestikulierend oder scheinbar ziellos umherrennend. Immer wieder peitschen sie auf den Boden oder gegen die Absperrung – das Krachen fährt einem jedes Mal durch Mark und Bein.
Sobald eine neue Gruppe erscheint, wird sie über die Lautsprecher angekündigt, meist mit dem Vereinsnamen und oft begleitet von dröhnender Musik. Jede Truppe hat ihren eigenen Stil.
Stadt vs. Land – zwei völlig verschiedene Perchtenläufe
Zwischen Krampus- und Perchtenläufen in der Stadt und auf dem Land liegen oft Welten.
📍 In Städte wie Graz:
Hier sind die Läufe meist organisiert, moderner und touristisch orientiert. Sie sind weniger brutal, die Darsteller halten Abstand und viele Familien schauen zu.
📍 In Dörfer, Bergregionen und kleinere Gemeinden:
Am Land sieht das ganz anders aus: Die Regeln sind lockerer und man kennt sich untereinander. Viele Krampusse, Perchten und Zuschauer sind befreundet, verwandt oder feiern schon vor dem Lauf gemeinsam. Entsprechend sind nicht nur manche Krampusse, sondern auch viele Zuschauer gut „vorgeglüht“ – was die Stimmung oft „wilder“ macht.
Und ja: Viele Österreicher finden genau diese Mischung aus Chaos, Humor und Tradition einfach genial.
Mit der Rute geschlagen, gepeitscht, gejagt
Ein Perchtenlauf wird oft sogar zur kleinen Mutprobe. Junge Burschen springen gern über die Absperrung direkt zu den Krampussen in die Straße. Und selbst in der ersten Reihe zu stehen kann bedeuten, die Tradition am eigenen Körper zu spüren.
Wer echtes, authentisches Brauchtum erleben will und etwas Adrenalin verträgt, ist am Land genau richtig.
Wie du dich auf einen Perchtenlauf vorbereitest (inkl. Tipps aus meiner eigenen Erfahrung)
So schön, aufregend und traditionsreich ein Krampus- oder Perchtenlauf auch ist – er findet fast immer bei eisiger Kälte statt. Und je nach Region, besonders am Land, musst du damit rechnen, dass die Rute auch mal dein Bein erwischt.
Ich spreche da aus eigener Erfahrung: Eine einzige Jeans hat mich letztes Jahr schmerzhaft daran erinnert, dass das keine gute Idee ist. Die Schläge fühlen sich sonst an wie kleine Messerschnitte.
Damit dir das nicht passiert und du den Abend wirklich genießen kannst, kommen hier meine persönlichen Empfehlungen:
Was du unbedingt mitnehmen oder anziehen solltest
- Mehrere Schichten Kleidung
Wirklich, mehrere. Nicht übertreiben gibt es hier nicht. Die Kälte wird schnell unterschätzt – und die Polsterung schützt gleichzeitig wunderbar vor Rutenhieben. Besonders, wenn du dich in die erste Reihe wagst nach meiner Jeans-Erfahrung gehe ich nie wieder ohne zusätzliche Schichten los. - Die dickste Socken, die du hast
Deine Zehen werden es dir danken. Lange stehen, Schnee unter den Schuhen, eisige Luft – das spürt man schneller als man denkt. - Genug Bargeld
Die Hütten mit Glühwein, Punsch und kleinen Snacks akzeptieren fast NIE Bankomat- oder Kreditkarten.
Außerdem: Es ist bei uns einfach üblich und herzlich, bar zu zahlen. Lokale Feste leben davon. - Mit Kinder: unbedingt eine Familienzone suchen
Viele Veranstaltungen legen eigene, sichere Bereiche an. Dort schlagen Krampusse und Perchten nicht mit der Rute – perfekt für Kids oder auch für Erwachsene, die lieber zuschauen als mitmachen.
- Aufmerksamkeit in der ersten Reihe – Peitschen und Hörner
Ich weiß von Krampusdarstellern, dass man in einer Maske oft extrem schlecht sieht. Vor allem in der Hitze des Moments kann ein Schlag unabsichtlich daneben gehen. Die Perchten klettern auch gerne über die Absperrung, hier können Hörner ihrer Maske besonders blöd ins Auge gehen. Wenn du ganz vorne stehst: bitte wachsam sein
Extra-Tipp: Hol dir vor oder nach dem Lauf einen Glühwein zum Aufwärmen. Außerdem macht es die Stimmung lockerer und gemütlicher, wenn du mit warmen Händen und rotem Gesicht im Schnee stehst, während die Perchten vorbeirennen.
Aktuelle Perchtenläufe in Österreich
Im Internet findest du mehrere aktuelle Programme zu Perchten- und Krampusläufen in Österreich, etwa regionale Übersichten für die Steiermark oder den Bezirk Ried in Oberösterreich.
Diese Seiten listen Termine, Orte und teilnehmende Gruppen übersichtlich auf und helfen dir, schnell passende Veranstaltungen zu finden.
Perchtenläufe Steiermark: Hier zum Programm
Perchtenläufe OÖ Bezirk Ried: Hier zum Programm
Österreich zur Weihnachtszeit wie ein Local
Übrigens, falls du Österreich im Winter einmal wirklich so erleben willst, wie wir hier leben, dann schau dir unbedingt Housesitting oder Urlaub gegen Hand an. Ich hab das vor Kurzem entdeckt und find’s echt fein und nicht nur, weil du mal gratis wo wohnen kannst.
Du passt einfach auf die Tiere und Haus von jemandem auf und wohnst dafür in ihrem Zuhause. Und genau dadurch bekommst du wortwörtlich einen Einblick ins Leben der Einheimischen. Für solche Bräuche wie Krampus- oder Perchtenläufe ist das perfekt, weil du mitten in einer Gemeinde bist und alles ganz natürlich miterlebst.
Statt Sehenswürdigkeiten im Eiltempo abzuklappern, sitzt sie lieber mit Italiener am Familientisch oder tanzt Cumbia auf einem costa-ricanischen Fest im Regenwald.
Nachhaltigkeit liegt ihr dabei besonders am Herzen – denn Reisen soll bereichern, nicht belasten.
Mit Travel like local möchte sie zeigen, dass nachhaltiges und sinnstiftendes Reisen für "alle" möglich ist.
- Krampus und Perchtenlauf in Österreich – Der Nikolaus Helfer - 5. Dezember 2025
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